* 1.4.1934 stans, † 6.11.2011 im kreise seiner familie
still und imposant stehen josef maria odermatts eisenplastiken in den spartanischen räumen des riss in samedan. schwer und massig wie die ungewohnte wärme im tal. überlegt man sich die entstehensweise der plastiken – sie werden geschmiedet und geschweisst – läuft einem der schweiss erst recht über den rücken. ängstlich hält man verstohlen nach dem künstler ausschau. ein riese mit übernatürlichen kräften muss es sein, der die massigen eisenschwellen im 180 - grad - winkel umbiegt, als wären es lakritzestängel.
stattdessen, ein grauhaariger, fast siebzigjähriger mann. mit dem obligaten stumpen und der dünnen brille könnte er ebenso gut aus einem roman dürrenmatts stammen. ein büezer mit schalk und visionen und einer der wichtigsten eisenplastiker der nation.
drei skulpturen stehen in samedan vor dem gemeindehaus. dominante eisenbehälter mit offenen seiten und hervorquellenden objekten. kunst im öffentlichen raum und im dankbarem kontrast zu hölzernen blumenkisten.
die eisenplastiken im kunstraum riss spielen ebenfalls mit den gegensätzen. oft halten strenge kubische formen, gebogene oder runde eisenteile in schach. oder ist es umgekehrt? die betrachter sind gezwungen zurückzukehren, die objekte aus einer anderen perspektive oder auch nur aus einer anderen denkweise heraus neu zu betrachten.